Buchgenossenschaft Hennwack eG

Bildnachweis: Buchgenossenschaft Hennwack eG, bearbeitet von genossenschaften.de

Ende letzten Jahres drohte dem größten Berliner Antiquariat das Aus. Doch im Januar 2025 übernehmen zwölf junge Buchliebhaber:innen das Geschäft – und zwar als Genossenschaft. Die Gründungmitglieder teilen sich Verantwortung, Arbeit und Finanzierung und sichern so die Zukunft des traditionsreichen Ladens.

Junge Leute retten alte Bücher

Mehr als 40 Jahre lang war des Antiquariat Hennwack eine sichere Anlaufstelle für alle Buchliebhaber:innen. Mit rund 400.000 Büchern aus allen möglichen Epochen und Genres galt es als das größte Berliner Antiquariat. Als der Inhaber Harald Hendrich Ende letzten Jahres auf Grund seines Alters über das Aufhören nachdachte, wurde ihm klar: den Laden zu schließen kommt nicht Frage. Schnell fanden sich unter den ehemaligen Mitarbeitenden und der Stammkundschaft 12 Gründer:innen zusammen, die die Institution und seine Tradition fortführen wollten. Auch der über 70-jährige Hendrich hatte sich eine Genossenschaft als Nachfolge gewünscht und sah darin das größte Potenzial, um sein Lebenswerk weiterzuführen und das Überleben des Antiquariats zu sichern. Denn für eine Person allein sei die Aufgabe zu groß, wie ihn die Erfahrung gelehrt habe. In der neuen Aufstellung aus 12 Gründungsmitgliedern gab er seinen Laden zuversichtlich an die neu gegründete Buchgenossenschaft Hennwack eG ab.

Für die jungen Unternehmer:innen, sei die Genossenschaft eine tolle Möglichkeit die Verantwortung zu teilen, erklärt Vorstand Lutz Vössing. Seit Januar 2025 ist das Antiquariat Hennwack nun in genossenschaftlicher Hand. Ob Unternehmensführung, Umzugsmanagement oder Finanzierung, die Mitglieder teilen sich die Aufgaben und Verantwortung.

Eine ungewöhnliche Lösung für einen ungewöhnlichen Laden

Neben populären Werken und Fachliteratur ist der Laden besonders bekannt für seine Spezialisierung auf Judaica, Orientalistik oder auch regionale Bücher. Ob Bücher aus der Berlin-Abteilung oder zur Imkerei, Stammkund:innen und Laufkundschaft schätzen das Nischenangebot. Und das tun auch die Mitglieder: Geschichten, die gebrauchte Bücher erzählen, hätten einen Wert an sich, erklärt Vorstand Lutz Vössing seine Leidenschaft.

Zudem finden sich im Antiquariat zahlreiche Bücher zu günstigen Preisen. So bietet der Laden auch jenseits von Nischeninteressen einen Mehrwert: ein niedrigschwelliges Kultur- und Bildungsangebot für alle. Diese Orte müssten bewahrt werden und man müsse sie auch neu schaffen, erklärt Vorständin und Bücherliebhaberin Mathilde Wilkens. Ihr Antrieb, das Antiquariat zu übernehmen, habe daher in erster Linie ideelle Gründe.

Als erstes Projekt steht der Umzug in eine neue Ladenfläche an. Dort plant die Genossenschaft ein neues Leseparadies entstehen zu lassen, mit gemütlichen Sesseln und Café. Das Angebot soll sich gleichermaßen an ein junges wie altes Publikum richten. Wenn im April 2025 der Betrieb wieder aufgenommen wird, will die Genossenschaften Buchsammlungen von Universitäten, Bibliotheken und anderen Einrichtungen kaufen und so dabei helfen, kulturelles Erbe zu erhalten und weiterzugeben. Auch Spenden oder Verkäufe aus persönliche Buchsammlungen sollen im neuen Antiquariat Hennwack ein neues Zuhause finden.

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