Selbstbestimmt leben mit Behinderung
Motiviert von dem Wunsch selbstbestimmt zu leben, gründete eine Gruppe engagierter Menschen mit Behinderung Hamburgs ersten genossenschaftlichen ambulanten Pflegedienst. Seither bietet die Hamburger AssistenzGenossenschaft eG (HAG) ihren Mitgliedern nicht nur die Möglichkeit, persönliche Assistenzleistungen in Anspruch zu nehmen, sondern zudem aktiv an Entscheidungen rund um die Organisation teilzunehmen und die Assistenz, die ihnen zukommt, mitzugestalten.
Selbstbestimmung und Teilhabe durch die Genossenschaft
Ob mangelnde Barrierefreiheit oder individuelle Einschränkungen – nicht immer ist es Menschen mit Behinderung möglich, ohne fremde Hilfe durch den Alltag zu kommen. Zwar gibt es die Möglichkeit, über Sozialhilfeträger Unterstützung zu beantragen, doch unterscheiden sich die Herausforderungen und Bedürfnisse der Menschen oft stärker, als von üblichen Pflegediensten abgebildet werden kann. So beschloss eine Gruppe Hamburger:innen im Jahr 1994 ein Angebot zu schaffen, bei dem sie selber entscheiden konnten, wie genau die Anforderungen und die Ausgestaltung der Assistenz aussieht und eines, das ihre Vielfalt und Individualität berücksichtigt. Die genossenschaftlich Rechtform stellt hierbei damals, wie heute sicher, dass das Leben auch mit externer Hilfe in Eigenregie geführt werden kann.
„Durch diese besondere Unternehmensform stellen wir sicher, dass die Mitglieder mit Behinderung ihre benötigte Assistenz nicht nur einfach kaufen oder vorgesetzt bekommen, sondern diese selbst mitgestalten,“ erklärt die HAG auf ihrer Website.
Der Input und die individuellen Wünsche der Leistungsempfänger:innen finden dabei die größtmögliche Berücksichtig, da sie durch ihre Mitgliedschaft in der Genossenschaft umfangreichen Einfluss auf die Aktivitäten der HAG nehmen können.
„Unser Assistenzmodell bietet Ihnen daher mehr Freiheit in Ihrer Lebensgestaltung als ein herkömmlicher Pflegedienst,“ so einer der Hauptvorteile für die Mitglieder.
Die in der Unternehmensform verankerten Prinzipien passen offenbar gut zu den Bedürfnissen vieler Menschen mit Behinderung, denn die HAG eG ist den letzten 30 Jahren zu einer der größten Anbieterinnen persönlicher Assistenz in Hamburg angewachsen mit über 200 Mitarbeitenden.
Assistenz organisieren – von Haushalt bis Freizeit
Das Kerngeschäft der HAG ist die tägliche Organisation der persönlichen Assistenz für nahezu alle Bereiche des privaten und beruflichen Lebens. Die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle übernehmen hierfür Aufgaben wie die Personalsuche und Dienstbesetzung, unterstützen bei allen pflegerischen Fragen, koordinieren die Arbeitskraft und stehen auch den Assistent:innen mit praxisnahen Beratungs- und Fortbildungsangeboten zur Seite. Zudem schließen sie ihren Arbeitsvertrag direkt mit der Genossenschaft ab. So gewährleistet die HAG, dass kompetente und passende Assistent:innen vermittelt werden und sichert die hohe Qualität der Assistenz- und Pflegeangebote sowie eine zuverlässige Dienstbesetzung.
Die Mitglieder können Verwaltungs- und Organisationsaufgaben ganz oder teilweise abgeben. Dabei legt die Genossenschaft Wert darauf, dass nach Möglichkeit vertraute Assistent:innen eingesetzt werden, mit denen die Assistenznehmenden bereits ein eingespieltes Team sind. Die Dienstleistung kann sich von privaten Situationen, wie Haushalt oder der Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben bis hin zur Unterstützung während Studien-, Ausbildungs- oder Arbeitszeiten erstrecken. Ziel ist es immer, den Menschen ein möglichst hohes Maß an zeitlicher und räumlicher Autonomie zu gewährleisten, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
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