Leutkircher Bürgerbahnhof eG

Bürgergenossenschaft belebt die Region

Jahrelang mussten die Menschen in Leutkirch dabei zusehen, wie das historische Bahnhofsgebäude zunehmend verfällt. Nachdem die Deutsche Bahn keine Verwendung mehr dafür hatte und die Stadt nicht die finanziellen Mittel aufbringen konnte, kam einem Mitglied des Gemeinderats der Stadt die Idee, die Sanierung und Wiederbelebung des ungenutzten Gebäudes gemeinsam mit den Einwohner:innen zu übernehmen. Durch die positiven Erfahrungen während seiner Ausbildung bei einer Genossenschaftsbank fiel seine Entscheidung auf die genossenschaftliche Rechtsform. Schnell ließen sich 160 weitere Gründungsmitglieder unter den Leutkircher:innen überzeugen. Denn die Genossenschaft ermöglichte es ihnen, nicht nur die Verantwortung, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten fair zu verteilen und so ein solches Mamut-Projekt zu meistern.

Heimat bewahren, Zukunft gestalten

1889 erbaut war das Bahnhofsgebäude in Leutkirch bis zu den 70er-Jahren in Betrieb. In den nächsten Jahrzehnten wurde das leerstehende Gebäude immer maroder. Zwar wurde es in den späten 90er Jahren von der Stadt gekauft und unter Denkmalschutz gestellt, doch einen konkreten Sanierungs- oder Nutzungsplan gab es nicht. Das einstige Aushängeschild der Stadt entwickelte sich zunehmend zum Schandfleck. Diesem Verfall wollten die Menschen aus der Region nicht länger tatenlos zusehen und gründeten im Jahr 2012 eine Bürgergenossenschaft, mit dem Zweck, ihren Bahnhof zu kaufen, zu sanieren und ihm neues Leben einzuhauchen.

Die neu gegründete Genossenschaft fand mit Hilfe eines Architektur-Wettbewerbs ein überzeugendes Konzept für die Objektentwicklung und erwarb das Bahnhofsgebäude auf Erbpacht von der Stadt. Seither bezahlt die Genossenschaft jährlich an die Stadt Leutkirch eine Erbpacht von rund 10.000 Euro. Trotz hoher Anfangsinvestitionen und anfänglicher Skepsis, war die Genossenschaft von Beginn an ein voller Erfolg. Mit dem Slogan „Bewahren Sie ein Stück Heimat. Gestalten Sie ein Stück Zukunft.“ trafen die Gründungsmitglieder bei der Bevölkerung voll ins Schwarze:

„Das Konzept ging auf und die 1.111 Anteile waren schneller ausverkauft als von den Initiatoren vermutet. Bis heute gibt es immer wieder interessierte Bürger, die einen Anteil am Bürgerbahnhof erwerben möchten. Hin und wieder wird ein Anteil frei“, wie auf der Website zu lesen ist.

 

Innerhalb nur eines Jahres wurden die 1.111 Genossenschaftsanteile à 1.000 Euro von Bürger:innen Großteils aus der Umgebung – aber auch von Unterstützer:innen der Initiative aus ganz Deutschland – gezeichnet.

Gastronomie, Arbeitsplätze und Veranstaltungen für ganz Leutkirch

Das erste Projekt der Leutkircher Bürgerbahnhof eG war die Sanierung des Gebäudes. Dabei legten die Mitglieder Wert darauf, dass die Investitionen der ganzen Region zugutekommen.

„Das denkmalgeschützte Gebäude von 1889 wurde von über 30 regionalen Handwerksbetrieben mit viel Liebe zum Detail in nur 14 Monaten fachgerecht für rund 2,8 Millionen Euro restauriert. Die Sanierung war darauf angelegt das historische Leutkircher Bahnhofsgebäude auf Dauer in seiner denkmalgeschützten Substanz für die folgenden Generationen zu erhalten“, erklärt die Genossenschaft auf ihrer Website.

 

Mittlerweile befinden sich im Gebäude ein Wirtshaus mit Hausbrauerei, das sieben Tage die Woche warme Küche anbietet, ein Veranstaltungssaal und Büroeinheiten für junge und kreative Berufe, die das besondere Ambiente des historischen Gebäudes schätzen. Für Mitglieder der Leutkircher Bürgerbahnhof eG gibt es Sondertarife für Mieten und andere Kosten.

Die generationenübergreifenden Angebote sind Teil des Konzepts. Neben dem Fokus auf jungen Unternehmen, hat die Genossenschaft im Bürgerbahnhof ein Informationszentrum „Nachhaltige Stadt“ eingerichtet mit Präsentationsflächen rund zum Thema.

Mehr zur Leutkircher Bürgerbahnhof eG erfahren Sie hier