Genossenschaftliche Softwarentwicklung
Es gibt viele Gründe als Unternehmen auf eine Open-Source-Software zurückzugreifen: Sie kann optimal auf die individuellen Zwecke angepasst werden, Updates können schnell und selbstständig umgesetzt werden, Probleme werden effizient mit Hilfe der Schwarmintelligenz einer Online-Community behoben und zu alldem ist Entwicklung in der Gemeinschaft kostengünstig. Doch um die Open-Source-Programme optimal nutzen zu können, müssen sie vor der ersten Inbetriebnahme entsprechend programmiert werden. Diese „Starterfunktion“ übernimmt die Open Source Automation Development Lab eG (OSADL) für ihre Mitglieder und steht ihnen im Anschluss als Kompetenznetzwerk für den Einsatz von Open-Source-Software in technischen und juristischen Fragen zur Seite.
Innovative Softwarelösungen gemeinsam entwickeln
Angefangen hat alles im Jahr 2005 mit der Softwareentwicklung für den Maschinenbau und die Automatisierungsindustrie. Die Idee zur Genossenschaft basiert auf einem simplen Gedanken: Wenn eine ähnliche Software von mehreren Unternehmen gebraucht wird, dann beschafft man diese am besten gemeinsam – vorausgesetzt natürlich, die Software macht nicht den Kern des eigenen Geschäftsmodells aus.
„Das spart Zeit, Kosten und vor allem Aufmerksamkeit im Betrieb für Themen, die nicht das eigentliche Geschäft ausmachen“, erläutert Dr. Carsten Emde, Geschäftsführer der OSADL.
Doch im ersten Schritt ist die Beschaffung und Programmierung von Open-Source-Software eine komplexe Angelegenheit. Wie der Name schon sagt, leben Open-Source-Programme vom freien Zugang zum Quellcode. Dieser ist online frei zugänglich und kann geändert werde. Diese Adaptionen können wiederum weitergegeben werden. Diese Offenheit ermöglicht es Nutzer:innen, die vorhandene Software für eigenen Zwecke optimal anzupassen. Hierfür sind je nach Grad der Komplexität Coding-Expert:innen gefragt. Diese Rolle übernimmt die Genossenschaft, indem sie die Anforderungen definiert, sammelt und eine gemeinschaftliche nutzbare Lösung programmiert. Jedes Mitglied kann einen Entwicklungsvorschlag unterbreiten, der bei einem entsprechenden Mehrheitsinteresse auch finanziert und umgesetzt wird.
Der anfängliche Aufwand zahlt sich für die Mitglieder aus. Neben passgenauen Anwendungsmöglichkeiten bringt die Open-Source-Software im Vergleich zu herstellergebundener Software vor allem zwei weitere Vorteile. Zum einen sind Unternehmen nicht von Updates der Softwarefirmen abhängig, sondern können die OSADL direkt mit den notwendigen Änderungswünschen briefen. Zum andern ist quelloffene Software aufgrund der großen Entwicklergemeinschaft zuverlässiger, da Fehler schnell erkannt und behoben werden. Abgesehen davon, spart die Entwicklung in der Gemeinschaft dem einzelnen Mitglied hohe Kosten.
Kompetenznetzwerk für angrenzende Gebiete
Neben ihrer Funktion als Starthilfe, in der sie Entwicklungsaufträge initiiert, und Servicedienstleisterin im laufenden Betrieb, bietet die OSADL auch juristische Beratung rund um die Nutzung von Open-Source-Software an.
„Wir wollen für unsere Mitglieder der zentrale Ansprechpartner für alle technischen und juristischen Fragestellungen rund um Open Source werden. Sämtliche Pflichten, die mit der Softwarenutzung bestehen, sind für alle Anwender gleich. So verhindern wir auch bei diesem Thema unnötige Parallelentwicklungen“, erklärt Emde.
Denn bei aller Offenheit gibt es gerade bei der kommerziellen Nutzung und als Unternehmen einiges zu beachten: Mit der freien Nutzung, Anpassung und Vervielfältigung von Open-Source-Software nehmen beispielsweise häufig Fragen des Urheberrechts Einzug in den Unternehmensalltag. Eine weitere juristische Fragestellung entsteht durch den Cyber Resilience Act. Diese EU-Regulierung soll Privatpersonen und Unternehmen beim Kauf von Produkten mit digitalen Komponenten wie Software schützen, indem Unternehmen dazu verpflichtet werden, über mögliche Sicherheitsprobleme ihrer Produkte Auskunft geben zu können. Hier profitieren die Mitglieder der OSADL von Musterlösungen, die die Genossenschaft zur Verfügung stellt. Die OSADL und ihre über 100 Mitgliedsunternehmen sind also stets am Puls der Zeit und können sich durch die genossenschaftlichen Strukturen schnell und flexibel an neue Gegebenheiten anpassen.
„Uns ist es deshalb auch nach all den Jahren nie in den Sinn gekommen, die Rechtsform zu wechseln. Wir sind ein lebendiges Beispiel dafür, dass die Genossenschaft auch zu den unternehmerischen Fragen im 21. Jahrhundert passt“, so Emde.
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