Kinomarkt Deutschland eG

Bild: MirBau24, lizenziert unter CC BY-SA 4.0, “Rote Kinosessel vor der Leinwand”, bearbeitet von genossenschaften.de

Gemeinsame E-Commerce-Plattform für Filmtheater

„Die Digitalisierung im Vorführraum ist abgeschlossen, aber beim digitalen Marketing und bei der digitalen Kundenansprache haben die deutschen Kinos noch enormen Nachholbedarf“, sagt Margarete Söhner, Vorständin der Kinomarkt Deutschland eG. „Wir erreichen unsere Kunden erst, wenn sie schon bei uns im Foyer stehen. Das ist zu spät.“

 

Konkurrenzdruck durch Streamingdienste

Kinobetreiber können ihr Publikum derzeit nicht gezielt ansprechen und zielgruppengerecht Filme bewerben. Und die Branche leidet darunter, dass sich viele Menschen lieber zu Hause auf dem Sofa eine Netflix-Serie anschauen als ins Kino zu gehen. „Heute besuchen nur noch 25 Millionen Menschen pro Jahr ein Kino. Vor zehn Jahren waren es fünf Millionen mehr. Jährlich bleiben in den deutschen Filmtheatern über 750 Millionen Plätze frei“, bedauert Ralf Holl, Betreiber des Kino-Centers Nastätten in Rheinland-Pfalz und Vorstand der Genossenschaft. Durch die Pandemie wurde die Situation für die Kinos noch einmal verschärft.

Zwar informieren fast alle Filmtheater im Internet und per Newsletter über ihr Programm, mehr aber auch nicht. „Wir bauen einen Online-Shop für kleine und mittlere Kinos, der das Kassensystem, die Webseite und den Vertrieb von Tickets und Merchandise-Artikeln in einem System vereint, wie man es von Zalando oder Amazon kennt“, sagt Holl. Dabei arbeitet die Genossenschaft mit der Cinster Germany GmbH zusammen. Das auf den Kinomarkt spezialisierte Unternehmen aus Berlin entwickelt und vertreibt unter anderem Software für die Vermarktung von Eintrittskarten, insbesondere Kinotickets.

Die Software erfasst auch wie häufig die Besucher ins Kino gehen, zu welcher Altersgruppe sie gehören und welche Filme sie bevorzugen. Denn genau da schlummert das Potenzial, um mehr Besucher anzulocken. Streamingdienste beherrschten die Kundenanalyse inzwischen perfekt, sagt Ralf Holl. Als Beispiel nennt er den Netflix-Thriller „Bird Box – Schließe deine Augen“ mit Sandra Bullock in der Hauptrolle. Der Film sei zwar mittelmäßig, aber Netflix habe es durch geschicktes digitales Marketing geschafft, einen wahren Hype auszulösen, sodass Bird Box in den USA erfolgreicher war als Titanic.

Unterstützung für die Kooperation

Der Aufbau der E-Commerce-Plattform hatte allerdings seinen Preis: drei Millionen Euro Kapital sind zu Beginn hineingeflossen. Alleine könnte jede: einzelne Kinobetreiber:in so ein Portal nicht stemmen.

 

„Die Kinomarkt Deutschland eG ist ein Unternehmen von Kinobetreibern für Kinobetreiber. Das macht sie extrem glaubwürdig“, sagt Margarete Söhner.

 

Außerdem seien die Kinobetreiber sehr unterschiedlich aufgestellt. Die genossenschaftliche Rechtsform gleiche diese Unterschiede aus, sodass alle Mitglieder gleichberechtigt behandelt werden.

Zudem bekommt die Kinomarkt Deutschland eG – sehr zur Freude des Vorstands – Unterstützung  von der Politik. Die FFA Filmförderungsanstalt gewährt der Genossenschaft ein zinsloses Darlehen über 150.000 Euro zur Anschubfinanzierung.

Außerdem werden die Kinos inhaltlich und fachlich bei der Ideen-Entwicklung und der Umsetzung der Kampagnen betreut. Das Digitalministerium Bayern fördert das Projekt mit 250.000 Euro, das Staatsministerium für Kultur und Medien der Bundesregierung legt aus der sogenannten „Kulturmilliarde“ zur Bewältigung der Corona-Krise noch einmal 250.000 Euro drauf.

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